Dienstag, 23. April 2013

Indisches Gewitter


Draussen tobt ein monströses Gewitter. Der starke Wind weht den ersten Regentropfen auf unseren Balkon. Die Bäume und deren Äste wiegen hin und her. Der Boden bebt vom starken Donner, der Schall durchdringt mein Körper bis auf das Knochenmark. Der Nachthimmel wird durch den Blitz für Bruchteile von Sekunden zum Tag.

Es ist Sonntag und um 8 Uhr gab es im Girlshostel Dossa mit einer sehr leckeren Tschatni. Gestärkt machten wir uns auf zum kleinen Swimmingpool, der heute erst gerade gefüllt wurde. Die Mädchen hatten unglaublich viel Freude, trotz ihren Behinderungen badeten alle in dem knietiefen, kühlen Wasser. Die Rollstühle parkten vor dem Pool und die Mädchen vergassen für einige Minuten ihre Behinderungen.

Nach dem Mittagessen machten wir Siesta bis um drei Uhr. Danach liefen und rollten wir zum Chanti Aschram, welches ca. einen Kilometer entfernt ist. Wir waren um die 30 Kinder, Jugendliche und Erwachsene, Girls und Boyshostel zusammen. Wir bewunderten die unglaubliche Vielfalt der Natur. Pflückten verschiedene Früchte von den Bäumen und spielten Karambole, Kricket oder eine indische Art von Eile mit Weile. Auch frische Papayen fanden wir hoch oben an den dünnen Stämmen hangen. Die reifen Früchte vielen einen nach der anderen zu Boden als wir den Baumstamm kräftig schüttelten.

Auch Kobras soll es anscheinend in diesem Ashram, welches sehr unbelebt aussah, geben. Leider sahen wir keine Lebendige, jedoch fanden wir eine wunderschöne abgelegte Schuppenhaut von einer  Kobra.
Als auf einmal ein Vogelschwarm der mindestens aus 100 Vögel bestand über uns weg zog, wussten wir dass wir uns auf den Rückweg machen mussten. Im Boyshostel  gab es noch für jeden einen Schnitz Papaya bevor wir uns wegen dem drohenden Gewitter in Sicherheit begaben.

Nun setze der starke Wind ein. Er wirbelte den Sand und Staub auf und verdeckte uns die Sicht. Als ich in meinem Zimmer ankam, kam das Unwetter so richtig in Fahrt. Mit Samuel meinem Zimmernachbarn kostetet ich unter starkem Wind und ein wenig Regen eine Honigsüsse, frische, saftige, mehlige, weiche, sanfte, zarte Mango, die beste die ich je hatte. Es ist unglaublich was die Natur auf Lager hat, wenn man die Augen öffnet, erkennt und entdeckt man alles wieder, in der Mutter Natur.

Und Nachtragend noch Fotos von Saddhus aus Alahabad - Kumba Mela.























Samstag, 20. April 2013

Rishikesh - Uttarakhand


Der Zug fuhr über die Felder dem Sonnenuntergang entgegen. Den Kopf hielt ich aus der Tür hinaus in den Fahrtwind und genoss die Atmosphäre. Der Klang  der Räder auf den Schienen sowie  die rhythmischen Schläge verliehen der Situation etwas Meditatives. Der Mann der das Essen im Zug verteilt riss mich aus meiner Trance. Ich lief durch den schmalen Gang an den Abteilen und Menschen vorbei zurück zu meinem Platz und kostete das gute Essen.

Um halb Neun startete meine kleine Reise von Varanasi nach Rishikesh. Für die Strecke von 800 Kilometern braucht der Zug 20 Stunden. Doch wer schon einmal in Indien eine Zugsreise unternommen hat, der weiss dass es einem nie langweilig wird. So erreichten wir in der Dunkelheit um halb Fünf den Bahnhof Haridwar, welcher 40 Kilometer von Rishikesh entfernt ist. Mit den zwei Frauen die ich im Zug kennen gelernt hatte, teilte ich eine Risksha bis zu unserem eigentlichen Zielort. Es war sehr kalt und die Strassen waren in einem überholbedürftigen Zustand.  Wir verliessen die Riksha in Gebiet Lakshmanshula, ca. 3 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt, welches eine kleine ruhige Siedlung direkt am Ganges ist.
Nach geraumer Zeit fand ich ein schönes Hostel, welches mir ein neu renoviertes Zimmer zu 8 Fr. die Nacht anbot. Das Zimmer hatte eine Glastür durch welche ich den Sonnenaufgang über dem Vorgebirge des Himalayas aus dem Bett aus betrachten konnte.

Nach einer Dusche lief ich durch die Gassen die mit Kuhscheisse gepflastert war. Schnell fiel mir auf das alle Läden geschlossen waren. Die Ladenbesitzer sassen alle in einem Kreis und diskutierten wie wild. Später wurde mir erklärt, dass sie einen Streik vereinbart hatten, da die Regierung gewisse Läden ohne Lizenz schliessen wollte. Nach zehn Minuten erreichte ich die eine der zwei Hängebrücken die  über den tosenden Ganges führt. Das Wasser war glasklar, sauber und noch ganz frisch von der Quelle im Himalaya.
Schwankend lief ich über die Hängebrücke auf die andere Seite. Als ich wieder festen Boden unter den Füssen hatte schwankte es noch eine Weile weiter. Ich war auf dem Weg zum Satsang von Mooji, da ich aber nicht wusste wo dieses Ashram ist, verfolgte ich einfach ein paar Europäer. Wie ich richtig vermutete führten mich die Leute unbewusst an meinen Zielort.

Die Halle war voll mit Menschen aus dem Westen. Nach zwei Stunden in denen der charismatische, eloquente Guru ,Mooji viele Fragen rund um das Leben, Gott und die Welt beantwortet hatte lief ich ganz entspannt zurück. Der Weg führte wieder entlang dem tosenden Ganges zu der Hängebrücke. In der Ferne konnte man die Gebirgszüge des Himalayas sowie die Dächer der Tempel und Häuser im Licht und in der wärme der Sonne schimmern sehen. Das Flussufer war ganz flach und mit vielen kleinen und grossen, hellen Steinen bedeckt, so dass es möglich war ein Stück im Fluss zu gehen ohne nasse Füsse zu bekommen. Einige Leute badeten im heiligen Wasser andere sassen auf den Stufen der Ghats und genossen die Atmosphäre, die Stille und das rauschen des Flusses. Nach drei bis vier Kilometern erreichte ich das Zentrum Lakshmanshula, ein kleines Restaurant direkt am Fluss zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich begrüsste den Inhaber und Koch und setzte mich. Shankar so hiess der Allrounder machte sich kurzerhand ans Kochen. Da die Küche im selben Raum wie die Tische und Gäste war konnten wir uns unterhalten und ich konnte ihm beim kochen zuschauen. 





















Samstag, 2. März 2013

Heiliger Ganges


Der Himmel war der ganze Tag schon verhangen. Die Sonne kämpfte sich selten durch die grauen Wolken hindurch. Eine Spannung lag in der Luft, alles war auf eine Art und Weise ruhig. Als könnte man die Bäume hören die nach dem Regen lechzten. Die Ruhe vor dem Sturm dauerte nicht lange, noch bevor wir Feierabend machten gab es den ersten Platzregen. Es war angenehm warm, der Regen übergoss die Erde und tränkte die Luft mit dem unbeschreiblichen Duft wenn Wasser auf warme Erde trifft.Dieser Duft, er erinnert mich immer an meine Kindheit, dann sehe ich mich in meinem Quartier, barfuss durch die warmen Pfützen springen, die sich auf der dampfenden, betonierten Strasse bildeten. 

Die mystische Stimmung und die Ruhe die das Wetter verbreitete übertrugen sich auch auf mich. Ich lief gelassen und froh zwischen den vereinzelten Pfützen hindurch zu meinem Zimmer. Mit einem Brot und einer Tasse Tee in der Hand setzte ich mich auf den Bambusstuhl und genoss die Atmosphäre. Als ich die Zeitung aufschlagen wollte kam Samuel triefend nass nach Hause. Er war sichtlich gut gelaunt und erzählte mir, dass er gerade vom Ganges kommt. Plötzlich kam mir die glorreiche Idee bei dem Regen im Ganges schwimmen zu gehen. Ich fragte Samuel was er darüber denke, es dauerte nicht lange und wir erreichten mit seinem Velo das Ganges Ufer.

Wir waren nur mit Sandalen,  leichten Hosen und T-shirt bekleidet. Die Leute die sich ins Trockene flüchteten und das abklingen des Regens abwarteten schauten uns belustigt zu. Ohne lange zu zögern sprang ich ins angenehm kühle, heilige, braune, ruhige Ganges Wasser. Der Regen prasselte hinab, dabei  bildeten sich tausende, Nadel ähnliche Erhebungen auf der spiegelnden Wasseroberfläche. Die Luft war angenehm frisch und wirkte extrem sauber, jeder Atemzug war eine Genugtuung. Die Lunge und der Körper bedankte sich mit dem ausschütten von Glückshormonen. 

7-10 Februar


Donnerstag und Freitag hatten wir aus der Orthopädie und die Pysiotherapisten einen Workshop. Initalisiert hat das ganze Hampi Stastny. Er konnte unter anderem Herr  Dr. Brunner sowie Herr Reinhardt vom Ortho-Team für das Seminar gewinnen. Dr. Brunner  hat Vorträge gehalten sowie Kinder mit ihren Hilfsmitteln beurteilt und seine Kritik dazu gegeben. Herr Reinhardt demonstrierte im praktischen Teil für uns Orthopädisten wie man Mass nimmt und Modelliert. Die zwei Tage waren sehr lehrreich und lohnenswert. An dieser Stelle möchte ich allen beteiligten Danken die das ganze ermöglicht haben. Das vielfältige Wissen von Dr. Brunner hat mich zutiefst beeindruckt. Auch seine Vorgehensweise bei den Patienten war sehr spannend. Er verhielt sich wie ein Detektiv der auf der Suche nach dem Problem ist und war stets daran interessiert die bestmöglichste Lösung zu finden.

Am Freitag machte ich mich auf nach Varanasi. Dort angekommen nahm ich mit Shamim und drei Frauen aus dem Kiran ein Tuktuk bis kurz vor Gowdoria. Das restliche Stück lief ich zu Fuss. An einer Ecke gönnte ich mir ein Dossa welches köstlich schmeckte. Während dem Essen beobachtete ich das treiben auf der Strasse. Wie fleissige Ameisen liefen die Menschen an mir vorbei, ich genoss die Atmosphäre und die Gerüche die meine Nase hochkrochen.  Um sieben Uhr machte ich mich auf zum Mishra Guest House um ein Zimmer zu mieten. Leider war das Hostel ausgebucht. So lief ich am Ganges entlang, an den verschiedenen Ghats vorbei auf der Suche nach dem nächsten Hotel mit freiem Zimmer. Nach weiteren vier unglücklichen Versuchen lief ich zum Assi Ghat hoch, um dort mein Glück zu versuchen. Unterwegs wurde es plötzlich stock dunkel, alle Scheinwerfer welche  entlang dem Ganges die Promenade beleuchteten fielen aus. In der Dunkelheit, stolperte ich weiter, und genoss die Ruhe, denn die meisten Leute verschwanden mit dem Licht. 

Nach einer Weile erreichte ich das Assighat. Auch in diesem Gebiet waren beinahe alle Hotels ausgebucht und wenn sie noch ein Zimmer hatten dann war es mir zu teuer. Da dieses Wochenende ein spezielles Datum war und es umso wirksamer ist wenn man in Allahabad sowie in Varanasi ein Bad im Ganges nimmt, kamen viele Pilger in die Stadt. Das war der Grund für die Auslastung der Hotels. Die Hotelbesitzer wurden unterdessen argwöhnisch mich um diese Zeit, nach einem Hotelzimmer fragend, anzutreffen. Einer bot mir sogar eine Übernachtungsgelgenheit auf dem Dach an, da er sich Sorgen machte, dass ich vielleicht um diese Zeit kein Zimmer mehr finden würde. Ich dankte ihm und gab ihm zu verstehen, dass ich im Notfall gerne wieder zurück komme und sein Angebot annehmen würde. Schliesslich fand ich in einer kleinen Strasse ein noch kleineres Hotel, dass ein Doppelzimmer zu einem anständigen Preis, 350 Rupien, vermietete.

Mein erstes Kaffe nach einem Monat genoss ich in der Kiran Swiss Bakery in Varanasi. Es war kurz vor 10 Uhr und ich wartete auf Sarem. Ich goss den letzten Schluck Kaffee  meine Kehle herunter als Sarem mit einem Helm auftauchte. Mit seinem Roller fuhren wir durch die dicht befahreren Strassen mit dem Ziel einen bestimmten Musikladen zu finden. Sarem studiert Musik und Gesang an der B.H.U, weiter unterrichtet er drei Tage im Kiran. So lernte ich ihn kennen als ich auf der Suche nach einer Trommel war. Er war bereit mir zu helfen und war sich sicher, dass in dem Musikladen in dem er seine Instrumente kauft, Trommeln und Schlagzeuge erhältlich waren. 

Unterwegs klingelte des öfteren sein Handy, gekonnt schlängelte er sich durch die Massen und telefonierte dabei. Damit er beide Hände zum lenken zur verfügung hatte, klemmte er das Handy zwischen sein Ohr und den Helm. Nach einigen Telefonaten stellte sich heraus, dass er eine Anfrage für ein Konzert erhalten hat. Um die Details zu klären fuhren wir gleich zu dem Anrufer nach Hause. Es war ein Monk, so etwas wie ein Saddhu oder wie bei und ein Mönch, der uns die Tür öffnete. Die zwei verhandelten eine halbe Stunde, ich sass auf einem Stuhl und verfolgte gespannt die Mimik und Tonlage der beiden. Am Ende waren beide Glücklich und wir verabschiedeten uns. Sarem erklärte mir die Einzelheiten der Verhandlung und weshalb er zufrieden ist. Sein Auftritt wird an der Kumba Mela stattfinden und ist für ihn eine grosse Chance.

Das Musikgeschäft erreichten wir nach 40 Minuten Rollerfahrt. Vor dem Geschäft lief eine Menschenschlange durch, die ca. fünf Kilometer lang war. Die Pilger warteten alle mit Blumen, Kerzen, Kränzen, Bilder und Geld,  um den Vishnu Tempel besichtigen zu können. Zuerst dachte ich Sarem rase mit vollem Tempo in die wartende Masse hinein, doch dann öffnete sich dank vehementem hupen für wenige Sekunden einen Spalt in der Kolonne, wir glitten hindurch und parkierten den Roller vor dem Laden.
Der Besitzer begrüsste und freundlich und führte uns von seinem Laden an der Strasse, um die Ecke in einen dunklen Gang . Nach zehn Meter blieb er vor einem metallenen Rouleau stehen. Mit tosendem rauschen und krachen zog er das Rolleau nach oben und  Öffnete somit den Zugang zum Lagerraum. Vor uns öffnete sich ein Paradies für Musiker, der ganze Raum war bis zu Decke mit Instrumenten gefüllt. Ich kaufte mir eine Trommel um nicht aus der Übung zu kommen. 

Sonntag, 10. Februar 2013

Kumba Mela


Um 8 Uhr fuhren wir mit dem Kiran Bus in die Stadt. In der Bäckerei gönnten Alessandra, Luca und ich uns einen Chai. Mit einer Motoriksha machten wir uns dann auf zum Busbahnhof. Dort angekommen hörten wir schon ein Mann der auf dem Trittbrett des Busses stand und mit voller Kraft „Allahabad“ rief. Wir liefen zu dem Bus, fragten nach dem Preis und stiegen ein. Nach und nach füllte sich der Bus bis kein Platz mehr frei war. Der ganze Bus fing an zu vibrieren und wir rollten gemächlich in das Getümmel hinein. Nach zwanzig Minuten erreichten wir die Autostrasse und waren froh, dass diese weniger Schlaglöcher hatte. Der Bus füllte sich nach und nach bis auch der Gang vollgestopft war. Keiner konnte sich mehr rühren.
Alessandra und Luca sind eine Woche später als ich im Kirancenter angekommen. Sie kommen aus Italien und sind durch Dr. Moreno, der hier arbeitet, auf das Kiran aufmerksam gemacht worden. Ihr Ziel ist es in dem Monat in dem sie hier sind, einen Film über das Kiran zu drehen. Beide haben eine Ausbildung zum Videoreporter gemacht. Unterdessen haben sie in Italien ihr eigenes Label und arbeiten selbstständig. Unter anderem machen sie Musikvideos für Bands, Werbefilme uns so weiter.
Nach zwei Stunden sitzen, hatte ich das Bedürfnis mich zu bewegen. Leider war überhaupt kein Platz dafür vorhanden, so blieb ich auf meinen wenigen Quadratzentimeter sitzen und wartete sehnlichst auf die Ankunft in Allahabad. Da wir auf der Strecke die insgesamt drei Stunden dauerte nur sehr kurze Stopps machten um Leute abspringen zu lassen oder andere aufzunehmen, hat sich nie die Gelegenheit geboten sich zu erleichtern. So fühlte ich mich mit der vollen Blase und dem wenigen Raum langsam richtig unwohl. Jedes Loch in der Strasse und das vibrieren des Busses wirkte sich auf meine Blase aus. Nach einer Stunde der Qualen fuhren wir endlich über die grosse Brücke von der man über das ganze Areal der Kumba Mela sah. Tausende von Zelten reihten sich aneinander, soweit das Auge reichte nur Menschen und Zelte. Am Ende der Brücke drängelten wir uns durch die Menschenmasse im Gang und riefen dem Busfahrer zu, dass er anhalten soll. Wir stiegen aus, ich sprintete auf die andere Strassenseite und erleichtere mich. Vom Ende der Brücke liefen wir dann los Richtung Aschram in dem uns Dr.Moreno einen Platz reserviert hat.
Das Ashram das aus mehreren kleinen und grossen  Zelten bestand wurde von dem Autor des Buches „ Autobiografie eines Yogis“ gegründet. Wir wurden sehr herzlich empfangen und bekamen einen Badge  um uns auszuweisen. Für die zwei Nächte und drei Tage bezahlten wir je 400 Rupien, umgerechnet ca. 8 Sfr. Luca und ich schliefen in einem grossen Zelt für die Männer. Zu beiden Seiten wurden am Boden dünne Schaumstoffmatten auf den Stroh gelegt auf denen wir schliefen. In unserem Zelt hatte es Platz für 50 Leute.
Die meiste Zeit haben wir das Areal de Kumba Mela zu Fuss erkundet. Wir liefen viel und sahen dabei sehr interessante und spannende Aktionen. Wie zum Beispiel am Samstagmorgen, als gegen hundert Sadus auf und los gesprungen kamen. Wir gingen ihnen aus dem Weg und beobachteten was sie, wie ein Magnet, anzieht. Um zu sehen was vor sich geht folgten wir ihnen in ein Aschram, dort sassen schon mehrere Männer in einer Reihe am Boden und warteten mit ihren Schalen auf das Essen. Schlussendlich sassen mehrere hundert Sadus am Boden und kosteten das gratis Essen des Aschrams. Die Gesichter waren faszinierend, geprägt durch Verzicht und mit eiserner Willenskraft  sahen mich ihre Augen an, ihre raue Haut und ihre Falten zeugten von Erfahrung, Erlebnissen, Weisheit und Geschichten. Am Schluss bekam jeder von ihnen  zehn Rupien als Unterstützung, da sie sonst kein Einkommen haben. Die Sadus widmen ihr ganzes Leben dem Beten und Meditieren, einige von ihnen sieht man nur alle zwölf Jahre wenn die Kumba Mela stattfindet. Ansonsten leben sie in den Bergen, Wälder, abgeschottet, alleine oder ziehen umher. Einige von ihnen aber sind auch Bettler, haben Natels, Laptops und fühlen sich auch dem Materialismus hingezogen.
Am Sonntag bevor wir wieder nach „Hause“ fuhren, nahmen wir das heilige Bad im Ganges. Das Wasser war kalt und dunkelbraun. Tausende von Menschen tummelten sich um uns herum. Sie badeten, tranken das Wasser oder füllten es in Flaschen ab. Von jung bis alt liessen alle, versammelt an dem Ufer des Flusses, das mit feinstem Sand leicht abschüssig zum Wasser führte,  ihre Sünden vom Ganges davon schwemmen. Ich hatte Erbarmen mit dem Fluss und fragte mich inwiefern die Wasserfarbe mit den millionen Sünden im Zusammenhang steht. Ich fand keinen Zugang zu der Spiritualität des Ortes und des Flusses. Für mich war das baden trotzdem eine gute Erfahrung und vor allem sehr erfrischend. Ich machte mir viele Gedanken über die Menschen vor Ort, wie sie glauben und denken, wie sie tausende Kilometer zurücklegen um in einem dreckigen Wasser zu baden. Ich bewunderte sie für ihre Einfachheit, für ihre Überzeugung die sie an den Tag legten, für ihr Hoffen auf eine bessere Zukunft, für ihr Glaube daran, dass der Ganges ihnen ihre ersehnte Reinheit gibt und die Sünden wegspült, für ihre Zusammengehörigkeit die sie im Glauben finden und für ihre Suche nach der Erlösung. Genau gleich machte mir das alles aber auch Angst, ich fragte mich wie viel die Menschen noch selber denken. Wie einfach es sein könnte die tausenden Leute gegen etwas aufzuhetzen. Wie sie durch ihre starke Überzeugung ausgenutzt werden könnten. Wie viel Leid sie auf sich nehmen würden und es als Schicksal annehmen.
Nach dem Baden bestiegen wir ein kleines, hölzernes Ruderboot. Eine halbe Stunde lang wurden wir und fünf indische Touristen von einem jungen, hageren Mann, dem der Schweiss auf der Stirn herunterlief, auf dem Ganges herum gepaddelt.
Wir standen ein letztes Mal in die Warteschlage um das Essen im Aschram zu kosten. Es wurde hervorragend gekocht, so freute ich mich immer auf die Mahlzeiten. Ich genoss jeden Bissen und liess mir drei weitere Male, Reis, Dal, Saaptchi und Roti nachfüllen.
Um zwei Uhr erreichten wir die Bücke auf der der Bus nach Varanasi durchfährt. Wir überquerten die dicht befahrene Strasse um auf die richtige Seite zu gelangen. Drüben angekommen sah ich von weitem einen silbernen, alten Bus oder Lastwagen.  Alessandra und Luca waren schon zehn Meter weiter gelaufen um die Bushaltestelle zu erreichen. Ich sagte mir, wir haben nichts zu verlieren und lief auf die Strasse hinaus. Ich gab dem Bus mit ausgestrecktem Arm und flachen Händen zu verstehen, er solle anhalten. Tatsächlich erwiderte er mein Zeichen um begann wie wild zu Hupen, als er nähren kam sah ich, dass es tatsächlich ein Personenbus war. Der Mann der im Trittbrett mitfuhr und sozusagen das Schild für den Zielort ersetzt rief mir Varanasi entgegen. Alessandra und Luca kamen wieder zurück und wir sprangen in den Bus auf ab nach Hause. Wir waren glücklich und zufrieden darüber, so schnell einen Bus gefunden zu haben  und noch mehr, dass es noch drei freie Sitzplätze hatte. Fünf Minuten und drei Stopps später war auch der Gang im Bus mit stehenden Passagieren gefüllt.

30.1



Der Tag begann mit einem Peanutbutter Brot und einem Tee. Danach verliess ich mein Zimmer und machte mich auf zu der Kantine. Nach hundert Meter war ich dort und traf die anderen Kiran Mitarbeiter. Mit einem „Namaste“ lief ich an ihnen vorbei in die Kantine. Dort nahm ich eine kleine Tasse und stellte sie unter den Behälter der mit Chai gefüllt ist. Durch das ziehen des Hebels plätscherte die hellbraune, heisse Flüssigkeit langsam in die Tasse. Mit dem warmen Getränk in der Hand gesellte ich mich draussen zu den anderen. Die ersten Sonnestrahlen wärmten unser Gesicht und wir genossen zusammen den Frühstückstee. Dieser Chai ist einer der besten den ich je gekostet hatte. Er ist weder zu süss noch zu wässrig, er ist einfach perfekt.
Nach den zehn Minuten Rapport in der Orthopädie-Werkstatt machten wir uns an die Arbeit. Der Morgen verlief ruhig. Um elf Uhr kamen zwei Touristen, ein Schweizer und eine Deutsche die das Kiran Center besichtigten, in die Werkstatt. Ich machte mit ihnen einen Rundgang und erklärte ihnen unsere Arbeit. Sie waren sichtlich erstaunt über die hilfreiche Arbeit die wir leisten. 

26.1



Heute war der Republiktag in Indien. Das ganze Kirancenter wurde mit indischen Farben geschmückt. Es kam richtige Feierstimmung auf. Am Morgen versammelten sich alle auf dem grossen Platz. Die Kinder standen in Reih und Glied und führten irgendwelche militärisch ähnlichen Bewegungsabläufe vor. Danach wurde die Indische Nationalhymne gesungen und dazu die Fahne gehievt aus der plötzliche hunderte von Blumen herausfielen. Um zehn Uhr ging es in der grossen Halle weiter. Es waren so viele Leute anwesend, dass sogar ausserhalb der Halle Stühle aufgestellt wurden. Nachdem mehrere Personen kurze Ansprachen hielten führten die Kinder ein Theater auf. Am Mittag war die Vorstellung zu Ende. Heute wurde mir wieder ins Bewusstsein gerufen wie unterschiedlich die Kulturen sind. Hier im Kiran lieben die Leute solche Feste, sie sind so engagiert, jeder will etwas beitragen. Bei den jungen habe ich noch nie jemand erlebt der nicht mitmacht, der keine Lust hat oder der Flausen im Kopf hat. Die Begeisterung ist ansteckend und so habe ich mich dazu entschlossen morgen am Geburtstag von Frau Sangeta bei einer Gruppe mit zu wirken. Unsere Gruppe führt einen Tanz auf, und singt dazu Playback. Der Song ist in verschiedene Teile gegliedert. Jeder Teil entspricht einer anderen Region in Indien, und dementsprechend verkleidet sich jede Gruppe. Ich gehöre zu den Punjabis und werde morgen mit einem Turban auf dem Kopf  vor mindestens 300 Indern die Bühne unsicher machen.









Nach dem Mittagessen spielten wir mit den Kindern die im Kiran leben. Es wurde Krikett, Basketball und Fussball gespielt. Auch ein riesen grosses Trampolin steht den Kinder zu Verfügung. Mir wurde es nach einer halben Stunde zu viel und musste ausruhen. Ich begab mich zu einer Gruppe die das Essen für Morgen zubereitet. Von jung bis alt es waren ca. 30 Leute sassen alle am Boden und schälten zusammen Knoblauch. Dazu hörten wir indische Musik und sangen manchmal selber irgendwelche Lieder. Nach zwei Stunden war auch der letzte Knoblauch geschält und ich erhob mich aus meinem Schneidersitz. Ich fühlte mich die ersten zehn Minuten wir ein alter Mann konnte aber danach wieder einigermassen aufrecht gehen.  Als ich mich in Richtung meines Zimmers aufmachte hörte ich die  anderen Kinder  noch immer mit vollem Elan auf dem Trampolin.